Im Gespräch: TAUSENDWASSER-Chef zur Messe-Situation im zweiten Corona-Jahr

Seit vergangenem Dezember steht fest: Auch das junge Messeformat TAUSENDWASSER kann Corona-bedingt nicht zum ursprünglichen geplanten Termin im März 2021 stattfinden. Neues Veranstaltungsdatum für den Branchentreff der Wasserwirtschaft: 27. und 28. Oktober. Im Interview informiert Messe-Chef Jan-Niklas Kempe über die aktuellen Entwicklungen.

Herr Kempe, wie geht es Ihnen als Messe-Veranstalter in diesen Tagen?

Angesichts der allgemeinen Umstände und der vielen Schwierigkeiten für Familien und Unternehmen im Lockdown möchten wir nicht klagen. Aber auch für ein Messe-Projekt ist es aktuell natürlich nicht einfach. Wir haben seit Beginn der Pandemie versucht, unsere Ideen und Planungen den jeweiligen Gegebenheiten, Möglichkeiten und Vorschriften anzupassen. Das werden wir auch weiterhin tun. Entsprechend zuversichtlich blicken wir in die Zukunft.

Aber auch Sie mussten im Dezember entscheiden, Ihre Messe zu verschieben…

Ja! Uns war zu diesem Zeitpunkt klar, dass die Veranstaltung einer Messe mit Publikum im März 2021 nicht möglich sein würde. Dass schon kurz darauf eine neuer, diesmal „harter Lockdown“ beschlossen wurde, hat unsere Entscheidung lediglich bestätigt. Es geht hier ja nicht nur um Planungssicherheit für Aussteller und Organisatoren. Es geht vor allem um die Gesundheit und Sicherheit von Menschen. Und Messen, die länger an einem Termin im Frühjahr festgehalten haben, wurden inzwischen ganz abgesagt.

Ohne Risiko ist eine solche Entscheidung natürlich nicht. Wie haben bereits angemeldete Aussteller auf die Verschiebung reagiert?

Die Reaktion der Aussteller hat mich persönlich sehr berührt. Auch im Rahmen der Terminverschiebung sind wir der Philosophie von TAUSENDWASSER treu geblieben. Wir wollen keine anonyme Veranstaltung sein und haben deshalb mit jedem Aussteller persönlich gesprochen. Es gab unter den bis dahin rund 100 angemeldeten Teilnehmern nicht einen, der kein Verständnis für diesen notwendigen Schritt hatte. Jeder einzelne hat sich hinter die gemeinsame Entscheidung von Projektleitung und Messebeirat gestellt. Diese Resonanz stärkt uns natürlich den Rücken. Und sie ist ein schönes Beispiel dafür, was TAUSENDWASSER ausmacht: Die Messe ist eine Institution von der Wasserwirtschaft, mit der Wasserwirtschaft und für die Wasserwirtschaft. Wir sprechen gerne von unserer „MOLECOMMUNITY“.

Glauben Sie an eine Durchführung zum neuen Veranstaltungsdatum im Herbst?

Ja, das tun wir! Und dieses Vorhaben sichern wir in alle Richtungen ab, um auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. Wir hoffen natürlich auf eine Vollveranstaltung. Denn wir spüren die Sehnsucht und das wirtschaftliche Interesse von Unternehmen an klassischem Messegeschehen von Angesicht zu Angesicht. Eine ausschließlich digital stattfindende Messe schließen wird derzeit aus. Wir werden alles dafür tun, dass TAUSENDWASSER in diesem Jahr stattfindet.

Derzeit wird eine lebhafte Diskussion geführt, ob Messen angesichts der dramatischen Pandemie-Erfahrungen nach wie vor zeitgemäß sind und in Post-Corona-Zeiten überhaupt noch einen Platz haben werden. Wie sehen Sie das?

Wir sind kein klassischer Messeveranstalter, der unterschiedliche Messen für unterschiedliche Branchen veranstaltet. Wir sind ein Unternehmen aus der Wasserwirtschaft, das den Mut aufgebracht hat, die Lücke, welche durch den Wegfall der WASSER BERLIN International in der Hauptstadtregion entstanden ist, mit einem völlig neuen Format zu füllen. TAUSENDWASSER ist kein Selbstzweck um der Veranstaltung willen, sondern aus einem konkreten Bedarf heraus entstanden. Deshalb müssen wir uns die Frage nach der Aktualität von Messen in dieser Form gar nicht stellen.

In Gesprächen mit unseren Ausstellern und Firmen in unserem Geschäftsumfeld hören wir immer wieder, dass es für echte Vernetzung keine Alternative zu Präsenzveranstaltungen gibt. Die Wasserwirtschaft braucht diesen direkten Austausch. Eine Leistungsschau ist schließlich mehr als die Präsentation von Exponaten. Es geht um Beziehungen und Vertrauen. Natürlich wird künftig vieles anders sein als vor Corona. Und schon vor der Pandemie litten Messen in verschiedenen Branchen unter Aussteller- und Besucherschwund. Aber sie waren auch oft an den Bedürfnissen vorbeiveranstaltet. Nach der Pandemie gilt noch mehr als davor: Messen müssen sich erneuern. Doch das war schon immer der Anspruch der TAUSENDWASSER: neue Lösungen finden. Daran arbeiten wir mit starkem Team tagtäglich.

Gibt es etwas, das Sie sich für die Zukunft wünschen?

Zuallererst wünsche ich mir, dass wir alle gesund bleiben, dass unsere Geschäftspartner – die Aussteller –, Besucher und Unterstützer diese außergewöhnliche und schwere Zeit unbeschadet überstehen. Und ich wünsche mir, dass wir uns nach überstandener Pandemie alle auf der TAUSENDWASSER treffen, um mit Aufbruchsstimmung und frischen Ideen für dieses Format in die Zukunft starten.

Herr Kempe, wir bedanken uns für das Gespräch.